Wehe, wenn der Muskel brennt

Fernseh-Sportler kennen den Begriff „Der Muskel hat zu gemacht“, wenn ein Fußball-Profi ausgewechselt werden muss, ohne dass ein Gegner ihn gefoult hat. Fitness-Sportler kennen nicht nur den Begriff, sondern auch das Gefühl, wenn der Muskel zumacht oder brennt. Sie wissen auch, dass sie sich vorher ziemlich angestrengt haben. Was aber das Brennen und Blockieren ausgelöst hat und wie sie damit am besten umgehen oder sogar einen solchen Muskel-Infarkt vorbeugend verhindern können – das wissen nur wenige. Sollten Sie aber.

Wer trainiert sollte auch wissen, wie seine Muskeln funktionieren.

Ausgelöst wird das Brennen durch die Umwandlung von Kohlenhydraten in Glukose, die unsere Muskulatur benötigt, um durch Zusammenziehen und Dehnen ihrer Fasern den Körper zu bewegen. Diese Umwandlung ist ein Verbrennungsprozess, bei dem zunächst durch den Sauerstoff der Atmung aus Kohlenhydraten und Fetten der Muskeltreibstoff Glykose gewonnen wird. Je höher die Anforderungen an die Muskulatur und je knapper die Sauerstoffzufuhr durch die Atmung, desto mehr Milchsäure als Verbrennungsabfall fällt an.

Die Milchsäure, die im Verlauf des Verbrennungsprozesses in Laktat (das Salz der Milchsäure) umgewandelt wird, muss schnellstens wieder aus jeder einzelnen Muskelzelle ausgeschwemmt werden, weil zu viel Laktat das Zusammenziehen und Dehnen – die Kontraktion und Relexation – der Muskeln blockieren würde.

Zu viel Milchsäure führt also zuerst zu einem brennenden Gefühl und letztlich als Laktat zur Blockade. Erst brennt der Muskel, dann macht er dicht.

Die Entstehung der Milchsäure, die früher irrtümlich für die Ursache des Muskelkaters gehalten wurde, kann keiner verhindern. Aber wann der Körper wie viel Milchsäure bildet und wann das Laktat zur Übersäuerung der Muskulatur führt, das kann jeder Mensch weitestgehend beeinflussen. Durch systematisches Ausdauertraining lässt sich die Grenze zur Übersäuerung der Muskulatur verschieben und die so genannte anaerobe Schwelle erhöhen.

Im Leistungssport lässt sich diese Schwelle durch Laktattests ermitteln. Dabei wird dem Sportler im Verlauf steigender Belastung Blut aus dem Ohrläppchen entnommen, um die Lakatkonzentration zu bestimmen. Bei vier millimol Laktat pro Liter Blut ist die Schwelle zwischen der aeroben (mit Sauerstoff) und anaeroben (ohne Sauerstoff) Energiegewinnung erreicht. Dann beginnen die Muskeln zu übersäuern und werden über kurz oder lang ihre Arbeit einstellen.

Um die Grenze auch dann nicht zu überschreiten, wenn der Körper seine höchste Leistung über den längst möglichen Zeitraum durchhält, bedarf es eines systematischen Ausdauertrainings. Durch regelmäßiges HIIT (hochintensives Intervall) Training kann jeder seine Laktatschwelle kontinuierlich steigern. Bis der Muskel kaum noch brennt und nicht mehr blockiert.

 

Foto: ra2studio, Shutterstock