Training braucht entspannte Muskeln

Kein Körper ist wirklich im völligen Gleichgewicht. Das Gehirn ist zwar ständig bemüht, die Bewegungen des Körpers energiesparend und elegant durch das tägliche Leben zu manövrieren. Doch baut die Umgebung Hindernisse und die Psyche Hemmnisse auf. Das führt dann zu Schonhaltungen und Fehlbelastungen. Die Muskeln verkrampfen, die Gelenke werden ungleich belastet und allmählich entstehen muskuläre Dysbalancen. Die davon betroffenen Körperpartien auch noch durch Training mit zu hohen Gewichten zu belasten, führt zu Beschwerden und Verletzungen und verhindert den Trainingserfolg. Dysbalancen trainiert man nicht, man löst sie auf.

Dysbalancen entstehen durch unnatürliche Körperhaltungen im Alltag – wie etwa zu durch langes Sitzen – aber auch durch einseitige sportliche Belastungen. Fast alle Sportler brauchen gegen ihre einseitigen Belastungen ein gezieltes Ausgleichstraining: Tennis-, Badminton- Squashspieler und alle Rückschlagsportler, Speer- und Diskuswerfer, Kugelstoßer und Kegler – alle die einhändig agieren und den Körper damit einseitig belasten, brauchen regelmäßig ein Ausgleichstraining für die weniger geforderte Seite ihres Körpers.

Im Fitnesstraining entstehen solche ungleichen Belastungen, wenn man immer wieder eine Muskelgruppe zu intensiv belastet und das Training der Gegenspieler dieser Muskeln vernachlässigt.

Auch durch Schonhaltungen nach Verletzungen können sich Dysbalancen bilden. Man vermeidet Schmerzen, indem man den Körper durch eine andere Körperhaltung zu einer Kompensation der körperlichen Einschränkungen zwingt. Auf Dauer bringt man den Körper damit aus dem Gleichgewicht. Auch psychische Einflüsse wie Dauerstress oder Depressionen führen zu einer anderen, unnatürlichen Körperhaltung und muskulären Dysbalancen.

Um die Dysbalancen zu erkennen, braucht es das geschulte Auge eines Experten, Trainers oder Physiotherapeuten. Der analysiert die Körperhaltung und entwickelt eine Strategie, wie sich der Körper schnell und vollständig wieder ins Gleichgewicht bringen lässt.
Diese Strategie besteht dann aus
– gezielten Mobilisationsübungen und dynamisches Dehnen, um verkürzte und verspannte Muskeln zu lockern.
– Bearbeitung der Triggerpunkte, die man sich als kleine Knoten in den Muskeln vorstellen kann. Sie hindern den Muskel an reibungsloser Arbeit und werden am besten von Therapeuten und Masseuren behandelt
– Beachtung des muskulären Umfeldes. Oft sitzt die Ursache der Dysbalance im benachbarten Gewebe. So kann die Ursache für Schulterschmerzen in mangelnder Beweglichkeit der Brustwirbelsäule liegen
– umsichtiger Trainingsplanung, die einseitige Belastungen vermeidet und das Training auch der muskulären Gegenspieler nicht vernachlässigt.

Denn ein gesundes Training soll den ganzen Körper fit machen, statt sein Gleichgewicht durch einseitiges Training zu stören.

 

Abbildung: Let Geo Create, Shutterstock