Eigentlich weiß unser Körper genau, was er wirklich braucht. Wir haben aber wohl verlernt, auf ihn zu hören oder seine Signale richtig zu verstehen. Im Laufe der Jahre ist uns die somatische Intelligenz abhanden gekommen, die Fähigkeit aus dem Überangebot an Nahrungsmitteln und Gelegenheiten intuitiv auszuwählen, was gesund ist. Trotzdem besteht kein Grund zur Resignation. Intuitiv essen und sich gesund zu ernähren, kann jeder wieder lernen.
Ganz kleine Kinder haben noch die Gabe der somatischen Intelligenz. Studien haben belegt, dass sie aus einem ausgewogenen und vielfältigen Angebot genau die Lebensmittel auswählen, die ihr Körper für eine gute Entwicklung braucht. Aber im Laufe der Jahre wird ihnen diese Fähigkeit aberzogen, abgewöhnt und abgeworben:
> Die Erziehung, den Teller leer zu essen, schädigt die Intuition.
> Die Schokolade als Trostpflaster, programmiert die Psyche zum Frustessen.
> Die Werbung mästet das Belohnsystem des Gehirns.
> Hektik und Stress in späteren Jahren übertönen die innere Stimme
Dabei ist die somatische Intelligenz ein wichtiger Mechanismus, mit dem der Körper reguliert, dass alle Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe in ausreichender Menge aufgenommen werden. Denn jeder Mensch ist individuell und benötigt eine andere Zusammenstellung seiner Nährstoffe. Listen mit erlaubten und verbotenen Lebensmitteln oder ein eingeschränktes Angebot wie bei Diäten sind also hinderlich für die Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse.
Diese Bedürfnisse wahrzunehmen haben viele Menschen verlernt. Die Folgen sind nahezu täglich spürbar: Selbst Menschen, die sich sehr diszipliniert an einen Ernährungsplan halten oder gar nach Diät leben, klagen nach Mahlzeiten über Völlegefühle, Müdigkeit oder Frust auf der Waage. Sie können aber wieder lernen, intuitiv zu essen.
Fünf Lektionen zur Rückgewinnung der somatischen Intelligenz lauten:
1. Esse bewusst. Kein Handy am Tisch, kein Fernsehen, keine Zeitung. Alle Aufmerksamkeit auf das Essen
2. Prüfe, weshalb du isst: aus Langeweile, Frust oder Heißhunger auf? Esse, wenn du wirklich Hunger hast
3. Lerne zu spüren, was der Körper braucht. Dazu verhilft eine Entspannungsübung vor der Mahlzeit: Hand auf den Bauch legen, Augen schließen und tief ein- und ausatmen, dabei nachdenken, worauf man wirklich Hunger hat.
4. Esse mit allen Sinne. Nicht nur die Augen essen mit. Auch die Nase soll wahrnehmen, wie das Essen duftet, die Lippen spüren, welche Konsistenz es hat und die Ohren, wie es beim Biss in den Apfel knackt.
5. Intuitiv Essen bedeutet auch langsam essen.
Das Training der somatischen Intelligenz ersetzt jede Nahrungsmittelliste. Denn der Körper weiß am besten, was er braucht, wenn der Mensch ihn lässt.
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