Druck machen

Die einen gehen ins Studio, um zu trainieren, die anderen sehen das Schwitzen nur als Nebeneffekt. Vielmehr geht es meist darum, die neuesten Trends zu präsentieren und eine möglichst gute Figur abzugeben. Aktuell sind bunte Strümpfe der Renner. Doch welche Wirkung steckt dahinter?

Immer mehr Studiogänger erscheinen in den letzten Jahren mit Kompressionsbekleidung. Hierzu gehören etwa spezielle Shirts, Hosen oder Kniestrümpfe, die Athleten bei vielen Großveranstaltungen wie Weltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen tragen. Bei Städtemarathons trägt mehr als ein Drittel der Teilnehmer Kniestrümpfe und auch bei Triathlons werden sogenannte Sleeves getragen. Darunter sind knielange Strümpfe ohne Fußteil zu verstehen.

Bekannte Vorreiter

Die erste sehr bekannte Läuferin in Kompressionsstrümpfen war Paula Radcliffe, die 2003 den London Marathon gewann. Allerdings trug sie noch handelsübliche Gummistrümpfe, wenn man die Fotos im Internet betrachtet. Heute sind die Kompressionstextilien zum festen Bestandteil der Sportausrüstung vieler Athleten geworden. Sie sind nicht immer sichtbar wie bei den Läufern, da sie beispielsweise im Wintersport unter der Kleidung getragen werden. Auch Fußballspieler verwenden sie – meist jedoch nicht sichtbar unter den Stutzen, da es sonst auch zu Konflikten mit Ausstattern oder Sponsoren kommen könnte.

Biologische Grundlagen

Da die Menschen immer älter werden, benötigen besonders die Blutgefäße Unterstützung. Obwohl eventuell schon leichte Ansätze von Krampfadern sichtbar sind, gehen viele Menschen mit der Thematik eher etwas leichtfertig um. Doch gerade da setzt die Wirkung der Kompressionsstrümpfe an. Beim Zirkulieren durch den Körper werden Blut und Lymphe aus den Beinen zum Herzen zurücktransportiert. Um die Fließrichtung entgegen der Schwerkraft zu erleichtern, befinden sich in den Venen kleine Ventile in Form von Klappen. Diese öffnen sich nur in Richtung Herz, wenn ein Gefäßabschnitt per Muskelkontraktion zusammengedrückt wird. Daher nennt man diesen Vorgang Muskelpumpe.

Positive Effekte

Die Vorteile von Kompressionsstrümpfen wurden bereits wissenschaftlich belegt. Laut einer Studie kann die Leistung der Muskelpumpe durch das Tragen solcher Strümpfe um fast 30 Prozent verbessert werden, was sich nicht nur auf den Studiobesuch, sondern auch auf den Alltag positiv auswirkt. So reduzieren sich Schwellungen der Unterschenkel bei sitzenden und stehenden Berufen um fast 50 Prozent, wenn knielange Kompressionsstrümpfe getragen werden. Darüber hinaus fühlten sich die Studienteilnehmer auch allgemein besser, waren weniger müde und gleichzeitig kontaktfreudiger.

Regeneration

Eine immer größere Rolle spielt die Kompressionsbekleidung in der Regeneration, da gerade beim Krafttraining Muskelschäden durch hohe Belastungsintensitäten geringer ausfallen. Die Sportler spüren weniger Muskelkater bzw. schwere Beine und fühlen sich erholter, wenn sie während der Regeneration Kompressionsbekleidung getragen haben.
Aber auch bei kurzen Regenerationszeiten zeigt sich ein deutlicher Effekt: So absolvierten zwölf trainierte Hobbyradfahrer über 60 einen Maximaltest. Nach 80 Minuten wurde der Versuch wiederholt. Der erwartete Leistungsabfall bei der zweiten Belastung fiel deutlich geringer aus, wenn die Sportler Kompressionsstrümpfe verwendeten. Dies gilt auch für noch kürzere Pausenzeiten im Training und Wettkampf von 20 Minuten.

Gesteigertes Wohlbefinden

Bislang scheint Kompressionsbekleidung ein berechtigter und sinnvoller Trend zu sein – nicht nur im Studio. Vor allem bei Otto Normalbürger können solche Kleidungsstücke einen durchaus merklichen Effekt auf das Wohlbefinden auslösen. Ein Tipp zum Schluss: Beim Kauf ist es wichtig, dass die Kompressionsstrümpfe nach dem Umfang von Knöchel, Wade oder Oberschenkel und nicht nach Schuhgröße gekauft werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Bei Markenprodukten ist dann auch gewährleistet, dass die Strümpfe oder Hosen einen abnehmenden Kompressionsverlauf von unten nach oben haben, das heißt vom Knöchel ausgehend. Dies ist bei Discounterprodukten, die nach Schuhgrößen verkauft werden, nicht der Fall.


Abbildung: Andrey_Popov / shutterstock.com