Yoga in der Schwangerschaft

​Immer wieder hört und liest man, wie positiv sich Yoga während der Schwangerschaft auswirkt. Die Gesundheit von Frau und Baby profitiere, der Körper werde prima auf die Geburt vorbereitet und diese ginge komplikationsloser und einfacher vonstatten. An all diesen Aussagen ist sehr viel dran. Aber was genau macht Yoga für werdende Mütter so wertvoll?

Yoga, eigentlich von Männern für Männer erfunden und Jahrhunderte lang ausschließlich von ihnen praktiziert, wird mittlerweile, zumindest in der westlichen Hemisphäre, von Frauen dominiert. Es erschließt sich also von selbst, dass man auch während einer Schwangerschaft Yoga weiter praktizieren möchte. Dabei steht das Wohl des Babys an erster Stelle. Weder Baby noch der eigene Körper sollen zu Schaden kommen. Aber nicht nur das. Auch, um sich selbst damit etwas Gutes zu tun, um die Geburt zu erleichtern oder um fit und frei von Rückenschmerzen und anderen „Schwangerschafts-Wehwehchen“ zu bleiben.

Was Schwangere beachten sollten

Die meisten, die schon einmal bei einem Yogakurs waren, haben aber sicher mitbekommen, dass trotz der vielen positiven Effekte nicht jede Yogaübung uneingeschränkt für alle Menschen geeignet ist. So gibt es beispielsweise Yogatraditionen, in denen gelehrt wird, dass Umkehrhaltungen während der Schwangerschaft ein absolutes Tabu darstellen. Wieder andere Stile verbieten diese nicht. Es gibt aber auch Einigkeit bei den Yogaexperten. Das sollten Schwangere demnach in jedem Fall beachten:

– kein Atemanhalten während Pranayama (Atemübungen)
– Rücken- und Bauchlage im fortgeschrittenem Stadium der Schwangerschaft vermeiden
– Drehhaltungen nur zur geöffneten, nie zur geschlossenen Seite (beispielsweise im Drehsitz)
– Rück- und Vorbeugen mit großer Vorsicht und gegebenenfalls modifiziert einnehmen
– keine Übungen durchführen, die den Bauch quetschen und die Bauchmuskeln strapazieren

Yoga erst ab dem vierten Monat

Dass Yoga, wie in allen Lebenslagen, auch während der Schwangerschaft ohne jeglichen Leistungsdruck geübt werden sollte, versteht sich eigentlich von selbst. Denn Yoga ist kein Sport im engeren Sinn und schon gar kein Wettbewerb. Vielmehr ist es achtsames, liebevolles Üben, um Körper, Geist und Atem in Einklang zu bringen. Wer vor der Schwangerschaft noch nie Yoga gemacht hat, sollte damit erst am Ende des ersten Trimesters beginnen. Denn die hormonellen Umstellungen auf die Schwangerschaft sorgen dafür, dass der Körper bereits „ausgelastet“ ist. Ein zusätzlicher Stressfaktor, den das Erlernen bisher unbekannter Yogastellungen darstellt, könnte die „Neu-Schwangere“ möglicherweise überlasten.

Reduktion psychischer und physischer Beschwerden

Eine im Jahr 2009 publizierte Studie untersuchte die Effekte auf psychische und physische Beschwerden werdender Mütter. Das Forscherteam fand heraus, dass sich physische Schmerzen, von Beginn der Praxis an bis über die Zeit der Yoga-Intervention hinaus bei den Frauen reduzierten, die im zweiten Trimester der Schwangerschaft Yoga praktizierten. Im dritten Trimester erlebten die an der Studie teilnehmenden Frauen eine erhöhte Reduktion von Stress und Angstgefühlen. Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass Yoga in der Schwangerschaft zu einer Reduktion von psychischen und physischen Beschwerden verhelfen kann.

Entspannterer Geburtsverlauf

Welche positiven Effekte eine regelmäßige Yogapraxis während der Schwangerschaft auf den Verlauf der Geburt haben kann, beschreibt Geeta S. Iyengar, die älteste Tochter des weltweit berühmten Yogameisters B. K. S. Iyengar: „Die für die Asanas erforderliche Disziplin sowie die Fähigkeit, zu einer Gelassenheit des Geistes zu gelangen, machen es möglich, dass eine Frau den Wehen weniger ängstlich entgegensieht und sich zwischen den Kontraktionen entspannen kann. Regelmäßiges Üben in der Schwangerschaft beschleunigt auch die Genesung danach.“

Geeta S. Iyengar unterrichtet seit 1962 in der Tradition ihres Vaters. Sie sieht weitere Vorteile einer Schwangerschaftsyogapraxis darin, dass die Gebärmuttermuskulatur gekräftigt, die Wirbelsäule gestärkt und der Rücken befähigt werde, die zusätzliche Belastung auszuhalten, die durch das zunehmende Gewicht des Kindes im Mutterleib entsteht. Durch das Ausüben von Asanas könne der Körper der schwangeren Frau mit den verschiedenen etwaigen Beschwerden wie Kreislaufschwäche, ausgeprägter Gewichtszunahme, Müdigkeit sowie Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe und Harnwegsbeschwerden besser umgehen.

Selbst ist die Frau

Letztendlich geht es im Yoga immer um das in-sich-Hineinspüren. Und dies sollte auch und gerade während der Schwangerschaft praktiziert werden. Es gibt nicht „die eine“ Schwangerschaft und genau deshalb ist wahrscheinlich „dieses eine“ Yoga, das für jede Schwangere und ihr Baby perfekt ist, nicht existent. Es gibt Schwangere, die noch kurz vor der Entbindung Handstand praktizieren; es gibt allerdings auch solche, die vom Tag des positiven Schwangerschaftstests an jegliche Yogapraxis unterlassen. Und dann wiederum gibt es viele Schwangere dazwischen. Jede Frau sollte für sich selbst herausfinden, was ihr gut tut und welche Übungen sich nicht richtig anfühlen. Genau diese sollten dann weggelassen werden. Auch dann, wenn die Übung im Unterricht von der oder dem Yogalehrenden angesagt wird. Denn das wirklich Wichtige im Yoga ist nicht, das zu tun, was andere sagen, sondern das, was sich für einen selbst richtig anfühlt.


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