Wie gehen Frauen und Männer im Studio mit ihren Stärken und Schwächen um? Was sind ihre Präferenzen? Antworten auf diese Frage bewegen sich zwischen gesicherten Erkenntnissen und persönlichen Beobachtungen. Wie so oft scheint es, als seien es zwei Paar Schuhe.
In Sachen Unterschied zwischen Mann und Frau im Sport gilt naturbedingt, dass Männer bei Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer Vorteile haben. Manches gelingt aber Frauen besser. Sie verfügen beispielsweise über ein deutlich dehnbareres Bindegewebe, das für Beweglichkeit und anmutende Motorik sorgt. Diese Gewebeelastizität schützt zudem effektiver vor Verletzungen. Frauen sind auch besser und schneller, was koordinative Bewegungsabläufe angeht. Was wohl daran liegt, dass das weibliche Gehirn stärker vernetzt ist. Während es bei Frauen besonders viele Kontakte zwischen linker und rechter Hirnhälfte gibt, bestehen bei Männern mehr Verknüpfungen innerhalb der Gehirnhälften. Was folgt daraus für das Studiotraining? Vorteile bei Beweglichkeit und Motorik führen zu typisch weiblichen Domänen wie Yoga, Pilates, Walking oder Workouts mit Dance-Elementen. Auch die koordinative Überlegenheit manifestiert sich im Studiogeschehen. Balance Board, Slashpipe & Co. werden von Frauen ungleich häufiger benutzt als vom Rest der erwachsenen Menschheit.
Lieblingsübungen von Männern
Laut Dietmar Bär, Inhaber und Trainer des Fitnessstudios AC1 in Neunkirchen, führt das Streben der Männer nach einem prachtvollen Oberkörper mit starken Armen, breiter Brust und ausladenden Schultern zu einer Favorisierung folgender Übungen:
– Bizepscurls mit Kurz- und Langhanteln oder an der Maschine
– Bankdrücken mit Langhanteln oder an der Maschine
– Nackenziehen (Latziehen)
– Schulterdrücken am Gerät oder frei mit Hanteln
– Rudern für den oberen Rücken
– Bauch (Crunch oder Maschine)
Lieblingsübungen von Frauen
Frauen sind laut Bär offener gegenüber Übungen für die Gesäß- und Beinmuskulatur. So widmen sie sich auch häufiger dem Training der Beinabduktoren, also der Muskeln an der Außenseite der Oberschenkel. Das ist gut für den Laufstil und die Entlastung der unteren Wirbelsäule. Für Frauen dienen Übungen für Abduktoren und Gesäß zudem auch als Schutz vor der gefürchtete „Reiterhose“, also unliebsamen Fettpolstern an den äußeren Oberschenkeln und am Po. Insgesamt weichen die beobachteten Lieblingsübungen der Frauen deutlich von denen der Männer ab:
– Gesäßtraining an der Maschine oder auf dem Stepper
– Übungen für Abduktoren und Adduktoren
– Oberschenkel vorn und hinten
– Rückentraining mit Rumpfbeugen
– Butterfly für die Brustmuskeln
– Bauch (Crunch oder Maschine)
Mal klüger, mal nicht
Frauen trainieren in einigen Bereichen klüger als Männer. Sie überschätzen sich beispielsweise viel seltener. Dass sie mit zu hohen Gewichten üben, kommt ihnen eher selten in den Sinn. Gerade männliche Einsteiger müssen dagegen nach Dietmar Bärs Erfahrungen oft erst davon überzeugt werden, beim Krafttraining nicht gleich mit hohen Lasten loszulegen. Umgekehrt neigen Frauen allerdings dazu, zu niedrige Gewichte zu wählen und damit weit unter ihren Möglichkeiten zu bleiben. Weibliche Studiomitglieder seien auch offener gegenüber dem Argument, dass zu einem ausgewogenen Übungsprogramm auch ein gutes Maß an Kardioeinheiten gehört. Hier wiederum besteht die Gefahr, dass die Ausdauer zu sehr priorisiert wird, weil der Irrtum, dass durch Laufband, Cycle und Stepper die meisten Kalorien verbrannt werden, oft verinnerlicht ist. Des Weiteren kann man Frauen die Bedeutung von Dehnungsübungen tendenziell leichter nahebringen. Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit schrecken sie offenbar mehr ab als Männer.
In manchen Dingen ist das weibliche Geschlecht auch weniger gewieft.
Auffällig sei die Neigung vieler Frauen zu Side Bends. Egal ob mit oder ohne Zusatzgewicht – das seitliche Rauf- und Runterneigen, in der Hoffnung, dadurch die Taille zu schmälern, erweist sich als äußert zählebig. Dabei sind die Übungen taillentechnisch eher kontraproduktiv, da sie die seitlichen Bauchmuskeln stärken und diese dadurch stärker hervortreten lassen.
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