Blut ist Leben

Schutzpolizei, Müllabfuhr, Nachrichtennetz und Sauerstofflieferant: Das menschliche Blut hat eine ganze Reihe lebenswichtiger Aufgaben. Allerlei Wissenswertes zu der roten Lebensquelle:

Es ist wirklich ein ganz besonderer Saft – das Blut, 
– das den Menschen mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt; 
– das wie ein Thermostat seine Temperatur reguliert; 
– das die Schutzpolizisten des Abwehrsystems transportiert; 
– das für die Botenstoffe der Hormondrüsen ein blitzschnelles Nachrichtennetz darstellt; 
– das durch die Blutgerinnung offene Wunden schließt und damit das Eindringen von Erregern oder Schadstoffen verhindert und 
– das schließlich auch die Abfallentsorgung für abgestorbene Zellen oder für Stoffwechselmüll übernimmt. 

Kein Wunder, dass der Mensch bisher nicht in der Lage ist, einen Ersatzstoff für das „Wunder Blut“ künstlich herzustellen. Beim erwachsenen Menschen werden rund fünf bis sechs Liter Blut innerhalb von 20 bis 60 Sekunden über die insgesamt 1400 Kilometer Strecke der Blutgefäße im ganzen Körper verteilt, in Leber, Niere und Darm, in Muskeln und Lunge, von der Nagelhaut am kleinen Zeh bis zur Haarwurzel am Kopf.

Vom Lieferanten zur Müllabfuhr

Die Aufrechterhaltung der Atmung ist die wohl wichtigste Funktion des Blutes. So wie jedes Feuer Sauerstoff braucht um zu brennen, benötigt der Körper ihn, um aus dem Nahrungszucker Energie zu gewinnen. Diese Versorgung übernehmen die roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt. Sie machen knapp die Hälfte der gesamten Blutmenge aus – rund 30 Billionen Zellen. Und sie sind so gebaut, dass sie den Sauerstoff nicht nur aufnehmen, sondern mit Hilfe von Enzymen auch rasch wieder dort abladen können, wo er gebraucht wird. Es ist ein Tauschgeschäft: Der Erythrozyt gibt Sauerstoff ab, erhält dafür das Abfallprodukt Kohlendioxid und verwandelt sich vom Lieferanten in die Müllabfuhr. Das Kohlendioxid wird zur Lunge gebracht und ausgeatmet.

Die roten Blutkörperchen sind beim gesunden Menschen wahre Akrobaten. Mit 7,5 Mikrometern Größe zwar winzig klein, aber immer noch eineinhalb mal so groß wie die dünnsten Blutgefäße, die Kapillaren – sie sind nur vier bis fünf Mikrometer weit, also zehnmal dünner als ein Menschenhaar. Um diese Gefäße zu versorgen, rollen sich die Erythrozyten zu rohrpostartigen Zigarren zusammen, bringen Sauerstoff, entsorgen Kohlendioxid und regeln den Wärmeaustausch.

Das Blut als Klimaanlage

Bei Hitze, schwerer Arbeit oder bei sportlicher Aktivität droht der Organismus zu überhitzen. Und schon wird die Klimaanlage Blut aktiv: Das Blut speichert Wärme und transportiert sie zu den Kapillaren in der Haut, um sie an die Umwelt abzugeben. Schweiß sorgt durch die Verdunstungskälte für zusätzliche Kühlung der Haut. 

Die Blutgerinnung ist eine weitere wichtige Aufgabe für das Blut. Die kleinsten Blutzellen, die Blutplättchen oder Thrombozyten, sind dafür zuständig. Bei einer Verletzung reagieren die Blutplättchen im Zusammenwirken mit Eiweißstoffen und Enzymen wie Sekundenkleber: Ein Blutgerinnsel entsteht, das Verletzungen der Haut dicht abschließt. Allerdings kann dieses Reparatursystem auch lebensgefährlich werden: Wenn nämlich Ablagerungen in den Arterien aufreißen, über die Blutgerinnung geschlossen werden und dadurch die ganze Arterie blockiert wird, wie beispielsweise beim Herzinfarkt.

Abwehr: die Schutzpolizei

Eine Vielfalt von Abwehrzellen bildet das Immunsystem, dessen spezialisierte Zellen im Blut und in der Lymphe kursieren: Leukozyten nennt man die weißen Blutzellen, von denen es Spezialisten gibt, die fremde Organismen vernichten. Oder Makrophagen (Fresszellen), die Erreger aufspüren und fressen. Oder die Lymphozyten, die ständig gleichsam mit dem Steckbrief bestimmter Erreger im Körper unterwegs sind und diesen bei erneutem Auftauchen sofort „verhaften“ und unschädlich machen.

Es gibt noch viele spezielle Stoffe, die das menschliche Blut durch den Körper trägt. Eiweißstoffe zum Transport von Nahrungsfetten zum Beispiel. Oder Antikörper, die dem Arzt sagen, ob eine Infektion mit Hepatitis oder Diphterie stattgefunden hat. Wie oben geschrieben: Ein wahres Wunder.

Blut ist nicht gleich Blut

Insgesamt gibt es mehr als 200 verschiedene Blutgruppen, die in 16 Systeme unterteilt werden. Am wichtigsten sind die Blutgruppen des so genannten AB0-Systems: A, B, AB oder 0 damit werden die charakteristischen Moleküle bezeichnet, die auf den roten Blutkörperchen sitzen. Typ A ist hierzulande mit 42 Prozent am häufigsten, Typ 0 kommt bei 38 Prozent vor, Typ B haben 13 Prozent der Menschen, AB kommt auf 7 Prozent. Wichtig ist die Blutgruppe etwa bei Blutübertragungen: Das Blut eines Menschen vom Typ A greift zum Beispiel Spenderblut vom Typ B an. 

Blaues Blut

Es ist eine optische Täuschung, wenn Blutgefäße unter der Haut als blaue Adern erscheinen. Dies haben kanadische Wissenschaftler nachgewiesen. Denn helle Haut reflektiert normalerweise das meiste Licht, das auf sie trifft. Rote Lichtwellen jedoch dringen tiefer ins Gewebe ein und werden vom Blut in den Gefäßen, die tiefer als 0,5 Zentimeter unter der Haut liegen, absorbiert. Das kurzwelligere Blaulicht dagegen wird reflektiert und deshalb erscheinen die Adern blau. Liegt das Blutgefäß tiefer als zwei Zentimeter, kann es überhaupt nicht mehr gesehen werden. Dass einst Adlige als „Blaublütige“ bezeichnet wurden, liegt daran, dass sie im Gegensatz zu den sonnengebräunten Bauern sehr hellhäutig und ihre Blutgefäße unter der Haut gut zu sehen waren.

Quelle: obx-medizindirekt
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