In den Medien wurde der Einsatz von Zimt-Präparaten bei Diabetes mellitus Typ 2 gehypt. Die Wissenschaft interessiert sich aktuell sehr für dieses Thema. Es werden zahlreiche Studien durchgeführt, die sich mit den Auswirkungen dieses Nahrungsergänzungsmittels beschäftigen. Was ist wirklich dran an diesem angeblich positiven Effekt?
Historischer Gebrauch
Die Anwendung von Zimt als Arzneipflanze lässt sich bis in die
frühdynastische Periode Ägyptens verfolgen. Hier wurde Zimt bereits zu
Zwecken der Mumifizierung verwendet, wohl um die Mumien vor bakterieller
Zersetzung zu schützen. Auch im antiken Griechenland und im römischen
Reich setzten Priester die Pflanze zu rituellen Zwecken und schon zur
Wundheilung in Tempeln ein. Seit dem Mittelalter hat sich das
Anwendungsgebiet erweitert. Zimt wurde damals schon bei Erkältungen,
Fieber und Verdauungsbeschwerden geschätzt. Mitte des 20. Jahrhunderts
begannen Forscher, seine antibakteriellen, fungistatischen
(pilzabtötenden) und entzündungshemmenden Effekte zu dokumentieren.
Forschungsarbeit
Erst in den 90er-Jahren begannen Wissenschaftler, sich tatsächlich für
die Arzneipflanze und deren mögliche antidiabetische Wirkung zu
interessieren. Wie und wann genau die Hypothese entstanden ist, dass
Zimt eine antidiabetische Wirkung haben könnte, ist nicht bekannt. Die
ersten Forscher, die sich mit der Frage beschäftigten, ob Zimt eine
positive Wirkung auf Diabetes Typ 2 Erkrankungen habe, waren die
Wissenschaftler C.J. Bailey und C. Day im Jahre 1989 sowie eine Gruppe
von Wissenschaftlern um A. Khan im Jahre 1990. Die Studien zeigten zwar
positive Ergebnisse, lassen sich jedoch nicht konkret auf die heutige
Anwendung übertragen, da es sich um tierexperimentelle Studien und nicht
um kontrollierte Humanstudien handelt.
Kontroverse
Die bisher vorhandenen Humanstudien zeigen stark voneinander abweichende
Ergebnisse. Zur Wirksamkeit von Zimt bei Typ 2-Diabetikern gibt es
bisher drei klinische Studien. Die erste präsentiert Ergebnisse, bei
denen eine Senkung der Nüchternglukose von 18-29 Prozent, der
Triglyceride (23-30 Prozent), des Gesamtcholesterols (12-26 Prozent) und
des LDL-Cholesterols (7-27 Prozent) zu beobachten war. Die zweite
beschreibt keine eindeutigen Verbesserungen derselben Parameter,
berichtet jedoch von einer leichten Zunahme des HbA1c-Wertes. Das ist
ein spezieller Marker, der Rückschlüsse auf die Blutzuckerkonzentration
über einen längeren Zeitraum zulässt. Zudem gab es hier keine
ausschlaggebenden Veränderungen der Lipidwerte. Die dritte Studie zeigt
eine eindeutige Senkung der Nüchternglukose von bis zu 13,2 Prozent.
Jedoch sind keine nennenswerten Veränderungen bei beispielsweise
Insulin, HbA1c, Lipidwerten und anderen Werten ersichtlich.
Neueste Studie
Iranische Forscher haben die Thematik erneut aufgegriffen und ihre
Ergebnisse im April 2019 vorgestellt. Sie untersuchten, ob sich die
Einnahme von Zimt als Nahrungsergänzungsmittel positiv auf die
Blutzuckerkontrolle, die Körperzusammensetzung und die Blutfettwerte von
Patienten auswirkt, die an Diabetes Typ 2 erkrankt sind. Berücksichtigt
wurde das Körpergewicht der Probanden, da es einen Einfluss auf die
blutzuckersenkende Wirkung des Zimts haben kann. Nach drei Monaten
zeigten sich zahlreiche gesundheitliche Verbesserungen bei den
Patienten. Das Körperfett (vor allem im Bauchbereich) und der
Body-Mass-Index (BMI) hatten sich verringert. Die bei der
Blutzuckerkontrolle wichtigen Werte, wie Langzeitblutzuckerwert,
Blutzuckerkonzentration im Nüchternzustand und das Ausmaß der
Insulinresistenz, zeigten deutliche Verbesserungen. Positive
Auswirkungen konnten auch in Bezug auf die Blutfette (Gesamtcholesterol,
HDL-Cholesterin und LDL-Cholesterin) beobachtet werden. Patienten mit
einem höheren BMI zeigten durchwegs größere Verbesserungen.
Potentielles Allergen
Zimtpulver hat ein nicht zu unterschätzendes allergisches Potential.
Grund hierfür sind die Bestandteile des ätherischen Öls wie
Zimtaldehyde, Eugenol, Thymol und Linalool. Hauptallergen des Öls ist
das sogenannte Zimtaldehyd. Dies kann gelegentlich allergische
Hautveränderungen hervorrufen. Auch kontaktallergische Reaktionen durch
Zimt in Zahnpasta, Badeartikeln und Salben können auftreten.
Dementsprechend ist es sinnvoll, sich an die regelmäßige Verwendung von
zimthaltigen Produkten langsam heranzutasten, eventuell einen Hauttest
vorher durchzuführen und bei einer geplanten oralen hochdosierten
Einnahme auf jeden Fall Rücksprache mit dem Hausarzt zu halten.
Ist Zimt das Nonplusultra?
Nach neuesten Erkenntnissen sieht es so aus, als ob eine Nahrungsergänzung mit Zimtpräparaten bei Diabetes Typ 2-Patienten positive Auswirkungen auf die Blutzuckerkontrolle, die Blutfettwerte und die Körperzusammensetzung haben könnte. Je höher der BMI (ab 27 aufwärts) einer Person, umso effektiver scheint die Nahrungsergänzung zu sein.
Sport ist ein weiterer Baustein für einen gesunden Lebensstil. Er verbessert nicht nur den Allgemeinzustand, sondern hilft auch, den Blutzuckerspiegel zu senken, die Blutdruck- und Blutfettwerte zu verbessern und unterstützt bei der Einhaltung des Wohlfühlgewichts. Diabetiker sollten sich auf eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining konzentrieren. Wer als Diabetiker regelmäßig trainiert, kann nicht nur Medikamente einsparen, sondern sogar Folgeschäden verhindern. Ein Schrittzähler ist eine gute Möglichkeit, sich im Alltag mehr zu bewegen und bringt zusätzliche Motivation ins Spiel. Weitere Studien sollten durchgeführt werden, um die genaue Rolle von Zimt bei Diabetes Typ 2 zu klären.
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